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Agility Woldchampionship 2010 -
„Wollts ihr dann zum Fuaßboi?“



Freitag, Tag 1
Da weder ich noch Tina Bock hatten mit dem eigenen Auto zur WM zu fahren, haben wir uns mittels ominöser Ausreden einfach bei Eva mit ins Auto gesetzt. Mit von der Partie das Nalchen (um ungezügelter, papierloser Massenvermehrung vorzubeugen) und Evas neuer Lebensgefährte, der Werner (klein, eckig, besserwisserrisch).

Start: Freitagmorgen irgendwo in der Palz. Die erste Zwischenstation war 5 Minuten später bei Evas imaginärer Freundin Jutta um Evas Puschel übers Wochenende unterzubringen. Natürlich haben wir diese Jutta nicht gesehen...allerdings bekamen wir dafür Evas Pupsball zu Gesicht, nähere Erläuterungen hierzu möchten wir euch ersparen.
Der zweite Halt war dann (immer noch in der Palz) bei Evas Brut um das Lilliput mitten in der City loszuwerden. Nach kurzer Überprüfung, ob Nala auch tatsächlich im richtigen Kofferraum sitzt und nicht etwa bei Eva in der Garage hockt, konnte die Reise endlich beginnen.

Kaum auf der Autobahn ging das nur allzu bekannte Genörgel los (das übliche „sind wir bald da“, „ich muss Pippi“ etc. ihr kennt das ja schon). Verschlimmert wurde das Ganze durch Evas schlechte Hifi Ausstattung (wessen CD Player spielt heutzutage kein MP3???). Somit war die einzige Möglichkeit die Fahrt psychisch halbwegs unbeschadet zu überstehen zunichte gemacht, da TKKG dann leider flach fiel. Die uns gebotene Mark Medlock – Alternative haben wir dankend abgelehnt.

Zwar kamen wir zügig voran aber der TKKG Entzug blieb nicht ohne Folgen und so lenkten das Gespräch auf unsere Lieblingsspeise (Evas selbstgemachte Kürbissuppe - müsst ihr unbedingt probieren). Komischerweise ignorierte Eva konsequent unsere Anspielungen uns zum Essen einzuladen und laberte die ganze Zeit etwas von Amerika und das sie gerade Leute gesehen hat die Erdbeeren pflücken – Oktobererdbeeren??? Na klar Eva...

Die nächsten Kilometer ließen wir uns noch einiges einfallen sie zum Wahnsinn zu treiben. Irgendwann hat jedoch auch die geduldigste Person kein Erbarmen mehr mit uns und so wollte uns Eva während eines kurzen Staus in einen rosa Bus mit rosa gekleideten Busfahrer (wirklich wahr) umladen. Nachdem wir uns weigerten das Auto zu verlassen, drohte sie uns an, uns nach Tschechien als „Putzfrauen“ zu verhökern. Davon konnten wir sie bei einem kleinen Zwischenstop auf dem Rastplatz bei einem Kaffee (den natürlich sie bezahlt hat) jedoch abbringen.
Wir zogen es vor den Rest der Fahr zu verschlafen um Schlimmeres zu verhindern und kamen schließlich gegen Mittag in Kreuth an.



Angekommen, gingen wir erst mit dem Nalchen eine Runde spazieren und machten uns dann auf den Weg zur Halle.
Und da war sie – die Shoppingmeile!
Evas Augen weiteten sich und leichte Sabberfäden waren zu erkennen. Während wir uns die nächsten Stunden die Läufe anschauten, war Eva ständig auf ominöse Art und Weise verschwunden und kam immer mit irgendwelchen Tüten zurück. Wir genossen jedoch die Zeit ihrer Abwesenheit da während der ganzen Mini- und Midiklasse unaufhörlich der Ruf „Kuck mal – ein Sheltie“ ertönte. Es war wirklich nicht zum Aushalten, auch unsere Sitznachbarn waren sichtlich geschockt.

Evas Prioritäten für dieses Wochenende war nicht Agility, sondern ihre Verwandtschaft mit ihrer Anwesenheit zu erfreuen. Also fuhren wir unter Werners Anleitung Eva zu ihrer Sippschaft und durften das Auto mitnehmen (wer hätte nach dieser Fahrt noch mit so einer Nettigkeit gerechnet?). Naja wir hätten das an ihrer Stelle nicht getan – aber schließlich sollte Werner noch ein Auge auf uns haben.
Der konnte jedoch nicht verhindern, dass das Auto später eine mit Nalahaaren dekorierte Müllhalde war.

Wir fanden nach einigen Disskussionen mit Werner schließlich unsere Pension und wurden sehr freundlich von der bayrischen Wirtin empfangen; zumindest gehen wir davon aus, denn wir haben kein Wort verstanden. Totmüde fielen wir ins Bett. Die Bettaufteilung gestaltete sich üblich – allerdings musste Tina diesmal den Platz nur mit einem Hund teilen.


Samstag, Tag 2
Der Wecker klingelte in aller Hergottsfrühe, aber wir waren eh schon wach, da unsere netten Mitbewohner seit 5 Uhr durchs Haus trampelten. Duschen und dann erst mal mit Nala raus. Wer ahnt, dass auf einem Stromzaum auch wirklich Strom drauf ist? Nun - Nala wohl nicht, denn gerade als sie zu einem Kackhaufen ausholen wollte, hat es sie erwischt - tzzzzzzzzzzzz – ein hysterischer Aufschrei, weg war sie und wird wahrscheinlich nie wieder kacken.

Nach diesem Schreck freut man sich auf ein ruhiges, gemütliches bayrisches Frühstück. Naja wären da nicht die anderen Pensionsgäste. Zu uns gesellte sich wohl die anstrengendste Person auf Gottes Erden und unterhielt mit ihrem dümmlichen Gespräch wohl oder übel den ganzen Speiseraum. Also nichts mit gemütlich sondern schnell schlingen und nix wie weg.

Wir machten uns mit Evas Freund Werner und ihrem Auto auf den Weg zur Halle, nicht ohne uns vorher patriotisch einzukleiden. Apropos patriotisch: unser Highlight des heutigen WM Tages sollte der zweite Platz des japanischen Miniteams werden. Spätestens ab diesem Zeitpunkt rockten die Handvoll japanischen Fans die komplette Halle mit ihren „Nippon – Nippon“-Rufen.

Erst nach Stunden in der Halle bemerkten wir Evas Abwesenheit. War sie überhaupt schon da, oder shoppte sie wieder? Pünklich zum Sheltiegespräch tauchte sie natürlich auf.

Zum Glück waren seit heute auch Nadja und Jeremias vor Ort, sodass wir zur Not noch eine Rückfahralternative hatten, nur für den Fall, dass wir Eva bis dahin zu Tode genervt haben oder sie uns.

Wir ernährten uns ausschließlich von Pizza, was schließlich Durst zur Folge hat und letztendlich das Schwinden unserer Getränke. Zum Glück war Samstag und ein Supermarkt wird sich in diesem bayrischen Kaff ja wohl finden lassen.
So einfach war es jedoch nicht und wir mussten unterwegs nachfragen. Ausgerechnet eine Horde in Lederhosen gekleideter junger Männer vor einem Wirtshaus. Dies handelte uns zunächst die Frage ein „wollts ihr dann zum Fuaßboi?“. Hääähhh? - Wieso Fuaßboi? Ahhh unsere patriotische Kleidung muss denen wohl aufgefallen sein....

Trotz der bayrischen Wegbeschreibung fanden wir sogar den Netto. Frisch versorgt gings zurück zur Halle, um uns die letzten Läufe des Tages anzusehen.
Eva war schon längst wieder bei ihrer Sippschaft, nicht ohne uns vorher anzuweisen für den nächsten Tag Plätze zur reservieren. Wie sollen wir das denn jetzt machen? Nach längerem Stöbern in Evas Auto fanden wir eine funkelnagelneue Picknickdecke (wir könnten ihren Verlust verschmerzen). Da wir am Sonntag noch Unterstützung von Heidi erwarteten, blockierten wir mit der Decke vier Sitzplätze direkt neben den Franzosen. Soviel Aufwand hätten wir gar nicht betreiben müssen, andere Leute nehmen einfache Papierservietten, klingt komisch – ist aber so...


Sonntag, Finale
Frühstück: nach einem kurzen Blick durchs Fenster, stellen wir fest – die Luft ist rein. Miss Anstrengend schläft noch. Wir frühstücken also in netterer Gesellschaft, die uns auch gleich über ihren zukünftigen Rassehund (nach all ihren Mischlingen) aufklärte – einen Labradoodle...aha!

Als wir in die Halle kamen, war Heidi schon da und saß in freudiger Erwartung auf der ausgebreiteten Decke. Ihre Freude ließ bald nach, als sie merkte, dass wir nicht mehr so taufrisch waren wie sie. Nach bereits zwei Tagen Reizüberflutung und Sauerstoffmangel waren wir einfach nur total überdreht und überzwerg.
Da ich mich (als bekennende Spaßbremse) weigerte in den Umbaupausen mitzutanzen Tanz, suchte Tina eine lustige Alternative für mich. Wir machten uns zum Ziel ein Foto von uns mit jeder anwesenden Nation zu machen (siehe Galerie).

Wir lernten sehr viel über Völkerverständigung und erlebten einige Überraschungen:
Japaner sprechen deutsch, Ungarn und Kroaten sind schüchtern, Kolumbianer und Brasilianer sind lustig, Schweizer lassen sich nur mit Glocken fotografieren, von Tschechen bekommt man Geschenke, Holländer sind orange,...

Jetzt zahlte sich auch die Anwesenheit von Nadja und Jeremias aus, denn Eva machte sich pünktlich um die Mittagszeit auf den Heimweg. Unser Gepäck, Werner und die Nala nahm sie netterweise mit, wir stellen ihr hierfür auch ihr Auto zur Verfügung. Alte Mädchen müssen schließlich früh ins Bett.
Hätten wir gewußt, dass Nala sich auf dem Rückweg Eva beim Pinkeln ansehen musste, hätten wir sie natürlich dabehalten. Der zweite Schock innerhalb von zwei Tagen – der arme Hund.

Da wir trotz aller Bemühungen nicht mehr alle Nationen auf ein Foto bekamen, konnten wir uns die Siegerehrung ja schenken. In der Hoffnung relativ früh nach Hause zu kommen, fuhren wir guter Dinge los.

In Nadjas Decke auf der Rückbank eingewickelt und geleitet von Frau Werner begann die Rückfahrt vielversprechend.
Rückschlag 1: Jeremias Anlage spielt zwar MP3 ab, TKKG fuhren aber bei Eva mit....
Rückschlag 2: Stau....und zwar richtig... und nicht nur einer...neee – zweimal 16 km und dazwischen nochmal 3.

Da konnte man nur Mitleid mit dem armen Jeremias haben, der mit drei reizüberfluteten, übermüdeten, genervten, gelangweilten, überzwergigen, pippimachenmüssenden Mädels auf so engem Raum eingesperrt war.
Seine verzweifelten Telefonate mit Norbert konnten ihm auch nicht Helfen. Schließlich zwangen wir ihn zu einer Pinkelpause auf einem völlig überfüllten Rastplatz mittem im Stau. Während er den anderen Autofahrern den Weg versperrte, schlugen wir Mädels uns in die Finsternis. Kaum war die Hose auf - Flutlicht!!! Muss der Idiot dort am Rand auch grad jetzt weiterfahren? Aber wer lässt sich schon von sowas abhalten, was muss das muss.

Während der nächsten gefühlten 1000 km Stau kreierten wir, inspiriert durch unsere japanischen Freunde, eine neue Maßeinheit – das Nippon! Das Nippon entspricht 10 km und MUSS grundsätzlich zelebriert werden und zwar durch laute „Nippon - - - Nippon - - - Nippon“ Rufe, unterbrochen durch ein dreifaches Klatschen.
Im Stau dauern Nippons seeeeeehr lange und sind daher nicht sonderlich anstrengend. Bei schneller Fahrt kann das durchaus in Stress ausarten.

Je später der Abend, je länger der Stau – desto mehr sank mal wieder unser Niveau. Wir steckten damit nicht nur Jeremias an sondern sogar das Radioprogramm. Die spielten eh nur deutsche Lieder – hurtz!

Völlig entnervt, erblickten wir dann Frau Labradoodle. Wir grüßten sie mit einem freundlichen 3fach- Nippon – jedesmal wenn wir an ihr vorüberfuhren. Das kommt im Stau doch öfter vor.

Nach endlosen 7 Stunden erreichten wir endlich die Heimat. In meiner Garage befand sich nicht nur unser Gepäck sondern auch sämlicher Müll, den wir in Evas Auto versehentlich vergessen hatten. Auch das Nalchen hat anscheinend die Rückfahrt mit Eva und Werner unbeschadet überstanden.


Schlussbemerkungen:
– Nala kackt wieder
– Eva hat an 3 Tagen WM soviele Läufe gesehen wie auf einem Dorfturnier
– wir sind jetzt Pudelfans, allerdings müssen sie: schwarz sein, klein, dünn und mit aerodynamischer Kurzhaarfrisur
– Border Collies und Papillons können sogar in der gleichen Größenklasse starten


Wir haben an den 3 Tagen wirklich tolle Läufe gesehen (Ergebnisse und Videos findet man überall im Netz), die Stimmung in der Halle war super und wir freuen uns auf die nächste WM.
Ich habe mir wenigstens noch ein anhaltendes Geschenk aus Kreuth mitgebracht: die berühmt-berüchtigte WM- Grippe, an der ich noch einige Tage meine Freude haben werde.
Einladung zum Kürbiscremesuppeessen bei Eva mit genauer Wegbeschreibung folgt!

Darauf ein 3-faches Nippon:
NIPPON - - - NIPPON - - - NIPPON


Galerie: